„Mama, Emma hat schon einen total großen, roten Schlabber und Wabbelkamm bekommen. Die legt bestimmt bald ihr erstes Ei!“
Wenn 8-jährige solche fachmännischen Aussagen raushauen, dann sagt mir das als Mutter, dass Herr Sohn tatsächlich (ausnahmsweise) mal zugehört und Informationen behalten hat! Ich bin direkt stolz auf ihn, denn er hat Recht. Zwei der Doofnasen waren sehr jung bei Einzug und legen bislang noch nicht. Emma, ihres Zeichens eine schwarze Marans, die in meinen Augen eine der hübschesten Doofnasen ist, rabenschwarz, mit kleinen weißen Punkten auf einer Seite der Schwanzfedern , leicht bräunlich schimmernde Unterfedern und der mittlerweile gewachsene „Schlabber“ (Kehllappen, um mal im Fachjargon zu sprechen) leuchtet im Kontrast zum schwarzen Kopf wunderschön rot. Sie ist sichtbar gewachsen und nicht mehr so kindlich scheu, wie noch vor einem halben Jahr. Die pubertäre Phase ist unübersehbar und wir warten gespannt auf ihr erstes, braunes Ei.
Auch Obi ist gewachsen und hat für sich entdeckt, dass ein Hahn ab und an ja zu Krähen hat. Bin allerdings auch oft genug an ihm vorbei gegangen und habe es ihm erklärt. Inzwischen kann er es. Das allerdings beschränkt er auf einmal pro Woche, ballert dann offensichtlich seine gesamte „Krähpatrone“ innerhalb von 2 Minuten leer, so circa 15-mal hintereinander, dann ist wieder tagelang Ruhe. Die erste Tirade landet direkt in meinem Ohr, als ich draußen bin.
Ich entschließe mich zu der wohl schwachsinnigsten Tätigkeit überhaupt als Hühnerbesitzer: Laub harken MIT den Doofnasen zusammen! Die Doofnasen-Weiber folgen mir auf Schritt und Tritt. Es ist wie unsichtbare Bindfäden an meinen Beinen, so dicht drängen sie an mir herum. Bücke ich mich, um etwas Unkraut aus einem großen Blumentopf zu zupfen, der neben kleinem im Prinzip nur noch großes Unkraut enthält, äugen augenblicklich zig Langhälse neben meinem Arm auch über den Topfrand und picken mir vorsichtshalber in die Hand. Könnte ja sein, dass ich vorhabe das Unkräutlein unachtsam wegzuwerfen. Aber selber Unkraut zupfen? Nö, aus der Hand fressen ist halt das Größte und Bequemste! Sie zerwühlen meine Laubhaufen in Sekundenschnelle, da sie meine Kompetenz komplett anzweifeln nicht doch den einen oder anderen Wurm mit wegzuschieben. Mit diesem Misstrauen sollen sie Recht behalten, denn sie finden tatsächlich einen fetten, langen Regenwurm. Augenblicklich entbrennt ein wildes Hin und Her-Gezerre und Gejage nach dem bedauernswerten Wurm, die jüngeren flattern herum, Emma und Ingrid beginnen einen pubertären Möchtegern-Machtkampf...mitten in meinem Laubhaufen! Ich traue mich kaum noch einen Schritt vor oder zurück zu machen, aus Angst auf eine der Doofis drauf zutreten.
Ich: „Maaaannn, wie alt seid Ihr jetzt eigentlich?“
Emma: „Wieso? Ich muss Ingrid doch genau erklären, wer hier von uns beiden der Chef ist?!“
Im gleichen Moment wird sie von Oberhenne Charly wegzitiert und gackert ärgerlich auf. Soviel zum Thema Erwachsen werden...
Plötzlich ein heiseres, langgezogenes Geräusch vom Volieren-Dach. Obi hat die ganze Zeit von seinem Aussichtssitz zugeguckt, und sich nun entschlossen, das Spektakel zu kommentieren. Und das mindestens 10 mal hintereinander. Alle Doofnasen halten inne und glotzen. Ich glotze vermutlich am dämlichsten.
„Was willst Du uns jetzt damit sagen?“ frage ich ihn und nehme meine sinnlose Tätigkeit wieder auf.
Obi: „Ich muss bei dem ganzen Chaos hier schließlich mal ordentlich aufpassen?! Macht ja sonst keiner.“
Im Grunde hat er Recht, alle Doofnasen sind komplett in ihrem Element meine Arbeit zu überwachen...manipulieren...vereiteln, zu begleiten und lassen ihre Umgebung völlig unbeachtet. Könnte natürlich der nächstbeste Fuchs oder Habicht auf uns herunterschießen und uns ins Jenseits befördern.
Ich: „Und warum krähst Du nicht auch an den anderen Tagen?“
Obi: „Brauche ich nicht. Da ist Ingrid nicht abgelenkt!“
Ich verkneife mir eine Antwort, denn er scheint fertig zu sein und hopst vom Volieren Dach runter und geht zum Fressnapf.
Ich beende die sinnloseste aller Tätigkeiten, nachdem ich es immerhin geschafft habe 3 Grünabfallsäcke zu befüllen (es hätten 10 werden müssen!) und gehe rein. Freudestrahlend kommt Sohn1 mit einer Lupe in der Hand die Treppe herunter.
„Mama, ich habe schon ein Haar am Sack!!“
Fazit: Pubertät ist eigentlich eine tolle und spannende Lebensphase. Sie ist auch gespickt von kolossaler Verrücktheit. Manch einer definiert den Lebensabschnitt folgendermaßen: „Pubertät ist, wenn die Eltern (Hühnerbesitzer?) komisch werden!“ Ich glaube, ich bin dabei äußerst komisch zu werden! Immerhin schmeckt mein Café nie komisch!
Einen verrückten Tag allerseits!☀
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