Es gibt ja nichts wofür nicht irgendwann ein Trend entsteht.
Camping zum Beispiel. Seit ein paar Jahren wird Camping mit Wohnwagen oder
Wohnmobil immer populärer. Und das in Zusammenhang mit allem erdenklichen Luxus
den man sich vorstellen kann. Zelt aufschlagen, Schlafsack rein, im eigenen
Mief ein paar Tage wälzen und Campingkocher auf den Boden stellen war gestern.
Heutzutage ist alles technisiert und es darf rein gar nichts an Comfort fehlen.
Manch ein Wohnwagen oder Wohnmobil ist luxuriöser als die eigenen 4 Wände zu
Hause! Lieferzeiten von 2 Jahren und mehr für neue Mobile sind bei den
Herstellern keine Seltenheit. Als Einstieg kann man erst einmal ein Mobilheim
mieten, um zu testen, ob das überhaupt was für einen ist. Das ist eine super
Sache. Manch einer hat hinterher festgestellt, dass er unter Platzangst leidet,
öffentliche Duschen im Urlaub nicht ertragen und schlicht dem ganzen
Campercharme nichts abgewinnen kann.
Das Gleiche passiert aktuell in der Hühnerhaltung. „Hühner
im eigenen Garten“ sind der letzte Schrei und erfreuen sich immer größerer
Beliebtheit. Gleichzeitig entsteht ein neuer Umweltgedanke. Die Menschen merken
hoffentlich inzwischen, dass es maximal eine Minute vor zwölf ist, um unsere
Erde vor „Überschmutzung“ zu retten. Der Bio-Gedanke ist, auch bei der jüngeren
Generation, stärker denn je. Back to the roots - zurück zur Ursprünglichkeit.
Bewusste Ernährung und die damit zusammenhängende Tierhaltung und
Nahrungsmittelproduktion wird inzwischen immer kritischer hinterfragt. Gerade in
der Hühnerhaltung. Das geht soweit, dass nun immer mehr Menschen zur
Eigeninitiative greifen: eigenes Gemüse anbauen und eigene Hühner halten.
Zumindest, wer dazu platzmässig in der Lage ist.
Um sich da nicht sofort komplett zu binden und zum
Ausprobieren kann man sich auch Hühner für einen gewissen Zeitraum ‚mieten‘.
„Rent a Huhn“ ist mittlerweile in den meisten Bundesländern in Deutschland
vertreten. Man kann, je nach Anbieter, die Hühner für 1, 2, 3 Wochen oder
Monate mieten. Die kleine aus um 5 bis 10 Tiere bestehende Herde wird komplett
mit Stall, Umzäunung, Futter geliefert. Full Service inklusive: Nur Stall
hinstellen, Zaun drum, Einweisung und Hühner ins neue Terrain auf meist
frisches Grün entlassen.
Nun ist das mit den gemieteten Hühnern allerdings so, dass
man sich die Tiere vorab nicht angucken oder aussuchen kann. Frei nach der
Devise: „friss oder stirb“! Möchte man eine bunte Truppe gemischter Rassen
könnte es passieren, dass man eine braune Einheitsgruppe Lohmänner abkriegt.
Oder die Hühner sind schon „abgenutzt“, auf einem Auge blind, Hinkebein,
Dauer-Mauser. Am nächsten Morgen ist man dann extrem gespannt auf das erste Ei.
Das erste und auch einzige Ei! Das ist dann der nächste Punkt: eventuell sind
die Miethühner nämlich bereits recht alt und legen nicht mehr. So wartet eine
vierköpfige Familie dann halt vier Tage, damit sie gemeinsam jeder ein Ei zum
Frühstück verspeisen können. So geschehen bei meinen lieben Nachbarn, die ich
ganz nebenbei mit dem Hühnervirus infiziert habe. (Anmerkung an meine Nachbarn:
ich bringe Euch eine Packung „Doofnaseneier“ zum Trost vorbei😊)
Allerdings sind auch diese Hühner liebenswerte Geschöpfe. Und eines können sie
sicher von sich behaupten. Es ist nicht so, dass sie nichts von dieser Welt
gesehen haben!
Nach dem gemieteten Zeitraum werden die Federviecher dann
wieder eingesammelt und abgeholt. Zurück bleiben ihre Staubbadkuhlen, diverse
Häufchen und ein umgepflügter Rasen. Also ehemaliger Rasen. Und ein kleiner
Tropfen Wehmut. Moment, was??? Ja, die Menschen vermissen die mittlerweile lieb
gewonnenen Tiere! Bei denen wird sofort die Wehmut in Aktivismus umgeschaltet,
ein Stall gebaut/gekauft und der nächste Geflügelmarkt / Züchter besucht! Oder
die Hühner fürs nächste Jahr reserviert und gemietet. So kann man unterdessen
entspannt in Urlaub fahren.
Tochter 1: „Was machen wir eigentlich mit den Hühnern wenn
wir in Urlaub fahren?“
„Modell Ehegatte“: „Na, vorher schlachten wir alle!“
Tochter 2: „Waaas! Spinnt Ihr, Duuu kommst doch eh nicht
mit, weil Du Camping blöd findest! Außerdem sind das nicht Deine Hühner, Du
hast nix zu sagen!“
Sohn 1: „Genau!! Das sind nämlich Mamas Hühner!!“
Tochter 1: „Ihr könnt die Doofnasen ja mit in Wohnwagen
nehmen, es gibt welche, die haben gleich einen Wohnwagen als Stall?!“
Sohn 2: „Au jaaa, Mama! Das wäre doch total cool, dann
könnten die mal das Meer sehen!“
Mama, also ich: „Gaaanz großartige Idee!! Die schlafen dann
schön bei Euch in den Etagenbetten, kacken alles voll, legen Ihr Ei auf Eure
Liegen am Strand und gehen mit Euch auf der Luftmatratze ins Wasser.“
Fazit: ich erfinde den neusten Trend: „Rent a Child for
holidays“! Das ist die Mördermarktlücke! Besonders für Leute, die keine Kinder
haben, auszuprobieren, wie es ist, welche zu haben, im Extremfall - nämlich im
Urlaub! Von dem Erlös kaufe ich mir eine Luxusliege mit Cocktailhalter und
mache damit Urlaub im Garten mit den Doofnasen zusammen!
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