Als fauler Mensch versucht man stets, sich das Leben
einfacher und komfortabler zu gestalten. Das trifft auch auf die Hühnerhaltung
zu. Eigentlich bin ich kein Freund von zu viel Technisierung in allen
Bereichen. Ich brauche zum Beispiel kein wildes Abstandsgepiepse im Auto, (eine
Rückfahrkamera tut´s auch, grins!) keine per App steuerbare Beleuchtung zu
Hause und ich kurbele meine Markise auch noch von Hand raus und rein. Hier wird
auch keine Alexa nach Rat gefragt und es gibt auch keinen Kühlschrank, der mir
den Einkaufszettel aufs Handy schickt. Aber ich bin unfassbar faul in manchen
Dingen.
Zum Beispiel schlafe ich gerne sonntags aus und es nervte
mich ungemein, immer um kurz nach sechs aus dem Bett kriechen zu müssen, um die
Doofnasen aus ihrem Stall zu lassen. Also bestellte ich kurzerhand für meinen
zukünftigen Luxus-Ausschlaf-Sonntag eine automatische Hühnertür mit Lichtsensor
und Zeitschaltuhr. Die Auswahl im Internet ist recht groß, daher war eine
passende Tür schnell gefunden. Warum man eine scharfe, schmale
Aluminium-Hühner-Haustür ausgerechnet bei einer Firma namens „Axt“ herstellt,
ist mir zunächst schleierhaft. Der Name ist allerdings scheinbar Programm. Die
Erkenntnis jedenfalls musste mein Fuß machen, als die Tür runterfiel….Stopp –
Stopp – von Anfang an.
Sonntags scheint die Sonne und somit ist es ein herrlicher
Tag, um einen umfangreichen Frühjahrsputz im Hühnerstall zu machen. Der Ablauf
ist bei sowas jedes Mal gleich. Alles rausbauen, Kotbretter, Katzenkisten,
Einstreu, mit Desinfektionslösung alles sauber schrubben, trockenen lassen,
alles wieder ein bauen, Streu und frisches, duftendes Heu rein. Diesmal auch
Innenwand schrubben (jetzt weiß ich, woher der umgangssprachliche Ausruf
„Scheiß die Wand an!“ herkommt!) und für den besseren Durchblick Fenster
putzen. Das alles würde normalerweise eine Stunde dauern, wenn da nicht
pausenlos die Doofnasen zwischen drin rumwühlen würden. Dann dauert das halt
schon mal einen halben Tag.
Emma: „Was machst Du mit unseren Nestern?“
Elfriede: „Wo sollen wir denn schlafen, wenn Du unser
Schlafbrett wegtust?“
Mathilda: „Ich muss da mal rein und was gucken…“
Ingrid: „Kann man das Wasser trinken?“
Ich: „Nein und Nein und Nein, nein, da geht ihr nicht dran,
nein, Ihr müsst jetzt nicht da dringend rein, nein und nochmals nein, es gibt
hier nix zu sehen…“
Berta: „Menno!“
Ich rümpfe die Nase darüber, dass die Spinnennetze schon vom
Dach herunter baumeln. Ich vermute, in dem Stall leben mehr Spinnen als
Doofnasen. Beim wegwischen gibt´s den nächsten Ärger.
Spinne1: „Oahr toll! Die ganze Jagdvorrichtung umsonst
gebaut!“
Ich: „Das nennst Du Jagdvorrichtung? Das ist eingestaubtes
Gefussel ohne System, was da von der Decke hängt. Damit fängst Du doch nix
mehr. Das kann selbst ein Nacktmull ohne Augen erkennen!“
Spinne2: „Weißt Du eigentlich, dass diese stinke-Lösung echt
ekelig ist. Deswegen kriegen wir hier gerade kaum noch Luft!“
Ich: Ihr könnt doch durch die Ritzen genauso gut nach
draußen an die frische Luft gehen, wenn ich hier drin sauber mache. Hat Euch
keiner gezwungen hier zu bleiben!“
Spinne1: „Wir sind draußen voll in Gefahr!“
Ich: „Was?? Hier drin bei den Doofnasen ist es natürlich
tausendmal sicherer?? Ihr seid irgendwie nicht gerade die Schlausten, oder?
Warum haltet Ihr eigentlich keinen Winterschlaf?“
Spinne2: „Die Doofnasen können doch eh nicht fliegen und
nachts bewegen die sich nicht. Also wo ist das Problem?“
Ich: „IHR legt keine Eier für uns, aber Euern Dreck darf ich
auch noch wegmachen!“
Nach der Großreinigung wird auch gleich der Carport ausgefegt
und der gesamte Hühnergarten aufgeharkt. Da mir irgendwann das Doofnasengewusel
um meine Füße zu dämlich wird, greife ich in die Trickkiste. Eine ordentliche
Portion Würmchen an eine entlegene Stelle auftürmen. Da ist die Gier so groß,
dass die Doofnasen zu einer einzigen Federmasse verschmelzen. Allerdings hält
das natürlich nicht lange an, weil die Würmchen regelrecht inhaliert werden.
Also noch alte, ewig in der Ecke gelagerte Laubsäcke auf ihren Tiefbauacker
gekarrt. Die waren zu schwer, als dass ich sie in eine Papiertüte an die Straße
stellen konnte. Das ausgekippte, halb verrottete Laub erzeugt zunächst
Misstrauen. Nachdem aber eine der Doofnasen einen Wurm drin gefunden hat,
stürzen sich alle in das Laub- und damit Scharrvergnügen und sind auf der Stelle
nicht mehr an meinen Tätigkeiten interessiert.
Ich lese unterdessen die Montageanweisung der Hühnertür
durch. Da man sich an einem sonnigen Sonntag eher im cerebralen Wochenendmodus
befindet, raffe ich beim ersten Durchlesen gar nix. Nach viermal Durchlesen
begreife ich, dass man einfach nur zwei Schienen anschrauben muss, die Tür
reinschieben und darüber den Motor anmontieren. Punkt. Eigentlich eine Sache
von 5 Minuten. Bei normalen Leuten. Natürlich muss man auch noch die Tür mit
dem Faden des Motors verbinden. Das Loch für den Faden in der Tür ist
allerdings richtig klein und eng an der Wand dran. Ich fummele also eine
geschlagene halbe Stunde mit allen möglichen Fäden an dem Loch herum. Ständig
rutscht die Tür wieder runter. Also stelle ich einen Holzklotz unter die Tür.
Wegen jedem Faden muss ich wieder ins Haus rennen. Irgendwann fällt mir ein,
dass ich noch irgendwo Draht herumfliegen habe. Den finde ich
überraschenderweise sofort und friemele ihn in das Loch. Irgendwann klappt es
und unter höchster Konzentration ist der Draht in dem Loch fixiert und muss nur
noch an den Faden des Motors…rrrrrrritscht – peng!! Der Holzklotz fällt um und
die Tür rauscht runter - direkt auf meinen Fuß! Selbstverständlich habe ich
leichtfüßige Hühnerclogs an. (Wollte ich da doch jetzt direkt „federfüßig“
schreiben! Immer diese Hühner- Verseuchung!) Jetzt kann ich erahnen, wie sich
die Verurteilten im Mittelalter gefühlt haben mussten, wenn sie ihr jähes Ende
durch die Guillotine gefunden haben. Überraschenderweise ist mein Fuß noch am
Bein.
Ich sehe Sterne und kann mir einen lauten Aufschrei nur
schwer unterdrücken. Als ich die Augen wieder öffne, erschrecke ich einmal mehr
wieder fast zu Tode. Da stehen wieder alle Doofnasen direkt um mich herum und
starren mich an.
Elfriede: „Warum guckst Du denn so komisch und hopst hier
herum?“
Ich: „Verdammte Axt…!“
Fazit: Was bringt man nicht für Opfer für sein liebes
Federviech! Naja, eigentlich ja eher für sich selber. Wehe, ich kann nächsten
Sonntag nicht richtig ausschlafen! Dann muss der Café echt alles rausreißen.
PS1: Erstaunlicherweise hat die Tür beim ersten Versuch
perfekt funktioniert.
PS2: Der „guillotinierte Fuß“ fühlt sich am wohlsten auf dem
dicken Pferd. Da muss er nur tatenlos runterbaumeln. Eventuell setzen wir die
Diät vom dicken Pferd mal eine Runde aus, grins?
Eine schmerzfreie Woche wünsche ich Euch☀️!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen zu haben.