Eigentlich bin ich kein Freund vom Putzen. Erst Recht nicht
traditionsbedingt in Form eines Neujahrsputzes. Ich bin dazu viel zu faul und
es nervt einfach, außerdem ist das kostbare Lebenszeit die man mit einer
unliebsamen Beschäftigung verdaddelt. Eigentlich. Aber wie das so ist mit
diversen chaosliebenden Familienmitgliedern, stapelt sich in einigen Monaten
ziemlich viel verirrtes und teils überflüssiges Zeugs an Plätzen, an die es
definitiv nicht gehört. Wenn man dann zum Beispiel einen Cafébecher aus dem
Geschirrschrank holen will und einem eine Porzellanlawine entgegenkommt, ist
das nicht nur nervig, sondern direkt gefährlich. Und die kommt einem erstens
zwar wegen zu vieler Cafébecher entgegen, aber auch weil da kurzerhand Dinge
reingestopft werden, bei denen man sich fragt, was der Täter sich bei der Wahl
der Unterkunft für seinen Gegenstand gedacht hat? So finde ich zum Beispiel ein
Schnitzmesser in einem Cafébecher, oder Streichhölzer hinter einem
Thermobecher. Letzeres macht ja eventuell noch Sinn, so hat sich der
Kreativling sicher gedacht, beim nächsten Outdoor-Cafékränzchen im Freien bei
der Gelegenheit gleich ein Feuerchen anzuzünden?
Bei Tieren verhält sich das allerdings so, dass sie sich
nicht selber neujahrsputzen könne, zumindest nicht, wie der Mensch das mit
seiner Behausung machen würde. Der Hühnerstall, Paddock meiner Pferde, der
Hundekorb müssen natürlich von mir gereinigt und aufgeräumt werden. (Zumindest
bei den Pferden muss ich das nicht ständig selber machen, beinhaltet das auch
jedes Mal eine 5km lange Anreise mit dem Auto.) In Großbetrieben gibt es dann
oft eine Bestandsaufnahme. Die Bestandsaufnahme mache ich hier
sicherheitshalber täglich, da hier schon mal das ein oder andere Tier
abhandenkommt. Hund schläft zum Beispiel kurzerhand draußen auf der Terrasse,
weil irgendeiner vergessen hat ihn wieder rein zulassen. Und er meldet sich
auch mit keinem Mucks, dass er wieder rein will. Die Hühner sind manchmal recht
dämlich und finden ihren Weg nicht zurück in den Stall.
Ich stehe also vor der Küche und ertrage es schlicht nicht
mehr, wie viel Zeug da herum liegt. Eigentlich wollte ich ein Zimmer
renovieren, das Sohn2 bekommen soll. Kinderspielzeug zu sortieren ist so
ziemlich die schlimmste Strafarbeit und so schleiche ich täglich mit hängenden
Schultern an dem Zimmer vorbei und finde ständig eine Ausrede, warum ich das
gerade jetzt nicht tun kann. Die Küche ist also erst einmal wichtiger. Nach den
Feiertagen, an denen traditionsgemäß „Modell Ehegatte“ kocht, sieht es auch
dementsprechend aus. Dabei gab es Raclette und Fondue. Ich frage mich, wie
manche Männer das immer hinbekommen, so viel Chaos zu verbreiten? Am
einfachsten wäre es, man würde ein Handgranate nehmen, reinwerfen, Tür zu.
Danach noch ausfegen, fertig.
Ich räume also die Arbeitsplatte auf und bleibe ständig mit
den Socken an einer Klebestelle vor der Spüle hängen. Da ja Hund ein großer
felliger Geselle ist, ist meine Socke nicht das einzige, was am Boden klebt.
Staubsauger, drüber wischen, das wäre schon mal behoben. Bis ich alles auf den
Arbeitsbereichen entfernt und gereinigt habe, vergehen ein paar Stündchen. Ich
überlege mich zu belohnen und will mir einen Café machen. Dazu brauche ich
natürlich meinen Lieblingsbecher. Ich öffne den Geschirrschrank, als mir
plötzlich mindestens vier Becher entgegen fallen. Wild gestapelt und rein
gequetscht haben sie ihr Gegengewicht durch die Tür verloren und ich muss
schlagartig meine Akrobatik-Künste unter Beweis stellen und jongliere hin und
her, damit keiner von ihnen runterfällt. Es gelingt und ich bin im Nachhinein
stolz auf meine Reaktionsschnelligkeit, die so gar nicht zu meinem
fortgeschrittenen Alter passen will. Chakka – Du schaffst das! Café gemacht und
weil meine Laune besser wird, noch ohrenbetäubend Musik angestellt. Beim
Betrachten des Becherschrankes frage ich mich just in dem Moment, wie da noch
die weiteren Becher aus der Spülmaschine reinpassen sollen? Meistens sind ja
nie alle Porzellanteile auf einmal gesammelt in den Schränken im Alltag. Nur im
Urlaub. Da wir so viele sind, ist immer was in der Spülmaschine. Ein ewiger
Kreislauf sozusagen. Ich hole mir einen Hocker, leider bin ich auch nicht die
Größte und Küchenschränke sind garantiert von großen Männern konzipiert worden,
und betrachte mir den hinteren Schrankbereich. Ich fange an die Becher auf die
freien und aufgeräumten Arbeitspatten zu stellen und finde dabei die
schrillsten Dinge. Schnitzmesser, Streichhölzer, ein Weinglas, Fliegenmumien,
jede Menge Babybecher (der Jüngste hier ist 8 und findet alles „babymässig“
außer seine Harley-Days-Becher aus Hamburg. Allerdings sind die wirklich
cool!), eine Minitasse mit einer Nase?? Könnte ich ja den Doofnasen vererben...
Als alles raus geräumt ist, stelle ich fest, dass der
Schrank wirklich irrsinnig eingestaubt ist. Ich putze alles akribisch und
verfahre so noch mit den weiteren Schränken. Dabei miste ich auch allerhand
Unnützes aus. Inzwischen ist es abends. Die Kinder kommen vorbei und fragen, ob
es heute noch was zu essen gibt. „Was?? Jetzt wo alles fast fertig ist, neeee,
hier wird jetzt nix mehr eingesaut!“ In Gedanken führe ich den Satz fort: „ Die
nächsten Wochen gehen wir essen!“ Komischerweise fällt Kindern immer erst
abends ein, dass sie sowas wie Hunger verspüren. Ich schlage ihnen vor, sich
doch ein Müsli zu machen. Da die sowas eh immer gerne essen, mault auch keiner
rum und sie verschwinden wieder in ihre Zimmer. Ich betrachte mein Werk. Und
finde meine Küche plötzlich wieder toll. Allerdings ist jetzt die Arbeitsplatte
wieder zugestellt mit ausgemisteten Sachen. Das geht natürlich auch nicht und
so fotografiere ich alles und stelle es in diverse WhatsApp Gruppen meiner
Freunde zum Verschenken ein. Prompt sind schon nach 5 Minuten zwei Becher
reserviert. Den Rest beschließe ich weg zu schmeißen. Beim Sitzen und Schreiben
merke ich wie mir schwindelig wird. Ich beende die Putzaktion und bin äußerst
zufrieden, kann es aber irgendwie nicht so wirklich genießen, weil es mir immer
schlechter geht. In der Nacht werde ich krank.
Fazit: So wichtig die Aufräumaktionen auch sein mögen, so
gefährlich scheinen sie auch zu sein. Die meisten Unfälle passieren ja
statistisch gesehen bei der Hausarbeit. Offenbar habe ich irgendwelche
Uralt-Erreger freigesetzt, wie bei der Gletscherschmelze bedingt durch die
Erderwärmung. Oder die Fliegenleichen waren infiziert. Ich beschließe, dieses
Jahr sowas nicht mehr zu wiederholen. Aus Sicherheitsgründen. Leider hilft da
auch kein Café mehr.
Ein gesundes Wochenende wünsche ich Euch🍀
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