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Scott Bowen - Knoblauch, Kreuz und Weihwasser - Handbuch für Vampirjäger

17.05.20

Doofnasen-family ~ Die Doofnasen 2.0 – the next generation!

Sohn1: “….und die brauchen nur 21 Tage und bei 37 ½ Grad, dann schlüpfen die!“
Freund: „Oh sind die süß! Bei Krokodilen ist das so, die brauchen bis zu 31 Grad, dann werden das Weibchen und wenn das wärmer ist bis zu 34 Grad, dann wird das ein Männchen im Ei…“
Sohn1: „Echt? Das ist ja cool! Männer sind halt heißere Typen! Hihihihi….“
Freund: „Hihihihi! Das sowieso! Aber eigentlich sind wir ja viel cooler…“
Sohn1: „Genau! Ich kann da an der Reckstange schon 21 Klimmzüge, guck ma meine Muckis!“
Freund: „Altaaa krass….“

Ich verdrehe die Augen und mich gleich mit, nämlich auf dem Absatz kehrt zurück zur Küche, um mir weitere Detailerklärungen über die Vorzüge des männlichen Geschlechts bei 11-jährigen zu ersparen, und beschließe mir einen Café zu machen. Die Aussage des Freundes von Sohn1 über die Krokodile lässt mich allerdings nicht mehr los und ich kontrolliere seine Behauptung gleich via Internet. Ich erinnere mich düster, irgendetwas in der Richtung in meinem eigenen, Jahrzehnte zurück liegenden, meist verträumten Pubertätsdasein in einer Biologiestunde gehört zu haben. Es stimmt, bei Krokodilen ist die Bruttemperatur entscheidend für das spätere Geschlecht des Krokodils, weil Krokodile keine Geschlechtschromosomen besitzen. Ich denke so darüber nach, welch unfassbarer Vorteil das für die industrielle Hühnerzucht hätte. Kein Küken Schreddern oder Vergasen mehr, weil man für die Eierproduktion ja nur die weiblichen Vertreterinnen benötigt. Auch für die private Zucht würde es manchem Züchter persönliches Leid ersparen, wenn er gezwungenermaßen seine Hähne schlachten muss.

Samstagmorgen. Ich schlurfe verschlafen ins Wohnzimmer und kontrolliere die Parameter an meinem Inkubator. Tag 20. Bislang verläuft alles genau nach Anleitung, trotzdem muss ich immer nochmal gucken. Meine 10 Wunschbruteier waren ja allesamt nicht befruchtet. Aber sowas passiert halt, ein paar Tage später hatte sich Emma entschlossen zu glucken und somit konnte ich den Versuch mit 10 Bruteiern eines anderen Züchters mittels Naturbrut wiederholen. In der Küche bereite ich das Frühstück vor, als Sohn1 an mir vorbei zum Brüter ins Wohnzimmer dackelt.

Sohn1: „Mamaaaaaa??! Da sind schon zwei Eier angeknackst!“

Ich erstarre!! Wie konnte ich das übersehen! Verärgert gucke ich meine Brille an und wasche als erstes die Gläser. Vermutlich sind die Gläser wieder zu schwach. Schon wieder neue Gläser, was das wieder kostet! Ich schüttele den Gedanken ab und gehe zu Sohn1 ins Wohnzimmer. Und tatsächlich, zwei Eier sind angepickt und es piepst leise in dem Brüter. Sohn1 und ich sind fasziniert und hocken gespannt beide vor dem Brüter. Ab da ist der Brüter keine Sekunde mehr unbeobachtet. Irgendeiner aus der Familie sitzt stets davor und bewacht das Geschehen. Alle hormongeschwängert! Anziehen wird überbewertet, Gefrühstückt wird im Stehen und zwischendurch wird ausgeknobelt, wer mit dem Hund raus gehen muss. Derjenige ist null begeistert, da er sich zusätzlich auch noch anziehen muss. Ich mache sogar freiwillig die Wäsche auf dem Tisch neben dem Brüter. Ein paar Stunden später geht es in einem Ei richtig zur Sache. Innerhalb von 8 Minuten (das weiß ich so genau, weil wir das zufälligerweise genau in dem Moment gefilmt haben!! Da ich aber zu doof zum Hochladen eines Videos via meines Handys bin, müsst Ihr Euch mit Fotos begnügen) säbelt das Küken das Ei rundherum ein und drückt es am Ende auf. Noch zweimal Gezucke, und – schwupp – ist das erste Küken im Mühlrad des irdischen Lebens angekommen!

Insgesamt schlüpfen noch weitere 6 Küken. Zwei Eier sind zwar halb aufgesägt, aber es passiert stundenlang nichts weiter. Beide Insassen piepsen wie verrückt, bekommen es aber an dem Tag einfach nicht hin, ihr Ei aufzudrücken. Am nächsten Abend beschließen wir die geschlüpften Küken in einen Hasenstall umzusiedeln. Die beiden Nachzügler klemmen immer noch in ihren Eiern und piepsen. Ich erkläre den Kindern, dass es sein kann, dass sie es nicht schaffen.

Tochter2 entsetzt: „Nein Mama!! Wir müssen denen helfen!! Das ist doch total fiiiies!“
Sohn2: „Genau! Dann sind wir ja Möörder!!“

Kindern zu erklären, dass eine Glucke höchstwahrscheinlich auch nicht helfen würde, ist zwar sinnvoll, wabert aber im Fall von Tochter2 und Sohn2 unbeachtet in ein Ohr rein und zum anderen direkt wieder raus, ohne überhaupt im cerebralen Kortex angekommen zu sein. Die Kinder werden immer ungemütlicher mit ihrer Forderung nach Hilfe. Ich überlege hin und her. Die meisten Küken sind geschlüpft und weg in ihrem neuen Küken Heim, drei Eier offenbar abgestorben und das Ei von Schneewittchen liegt falsch herum und das Küken scheint beim Schlupf ertrunken zu sein. Das Schnäbelchen guckt schon heraus. Ja, auch das ist tragisch, aber in der Natur nun mal an der Tagesordnung. Und nun sind da die beiden Schreihälse, die es aus unerklärlichen Gründen nicht aus ihrem Ei schaffen übrig. Was tun? Was verlieren wir? Nichts. Halt doch! Zwei Küken?

Wir bewaffnen uns zu dritt mit Sprühpistole, Pinzette, feuchtwarmen Tüchern und sprechen die Handgriffe ab. Während der Befreiungsaktion stellen wir fest, dass die Eihaut längst ausgetrocknet ist und die Küken festkleben. Wir knacken lediglich die Schale oben an und beide schaffen es dann doch alleine aus dem Ei. Am nächsten Tag leben erstaunlicherweise beide noch in ihrem Brüter und sind die lautesten im Wohnzimmer. Echte Schreihals-Doofnasen, das kann ja heiter werden, denke ich so bei mir. Auch sie ziehen zu den anderen in den Kindergarten Stall und übrig bleibt ein unglaubliches Chaos im „Kükenkreissaal“ Inkubator.

Nun rennt die nächste Doofnasen-Generation hier in seinem eigenen Kindergarten Stall herum. Zwei Ayam Cemani Küken, zwei cremefarbene Olivleger (aus weißen Araucaner x braunschwarzen Marans), drei schwarze Olivleger (gleiche Kombination) und zwei Federfüssige Zwerge, Porzellanfarbig. Die beiden Nachzügler sind immer sofort zu erkennen, da sie noch völlig verklebt sind und auch immer zusammen auftauchen. Deswegen haben sie die Namen „Pattex und Uhu“ bekommen! Die „Doofnasen 2.0“ sind geboren! The next generation!

Fazit: Einen Schlupf am Brüter angucken zu können ist besser als jedes Fernsehprogramm auf Erden. Die Faszination der Entstehung eines Lebewesens und des Eintritts in die Welt sind einfach unglaublich faszinierend! Und diese kleinen Flauschbällchen stehlen einem augenblicklich unbemerkt das Herz!

PS1: Vor lauter „Geburtsbegleitung“ stellen wir irgendwann fest, dass es schon 1.00h nachts ist!

PS2: Mein Café ist alle! Wie viele Becher Café habe ich nochmal getrunken? An einem Tag?? Ich muss dringend auf Entzug!

PS3: Mit den „neuen Babys“ sind auch die längst in Vergessenheit geratenen Instinkte wieder aufgetaucht: Neugeborenen-Muttergefühle!

Einen verliebten Tag wünsche ich Euch️!



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