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Claudia Fischer - und du bist ewig sein

10.05.20

Doofnasen-family ~ Entscheidungen


Ich gebe es zu, ich oute mich, ja es ist die Wahrheit, ich kann es nicht leugnen, und es lässt sich nicht ändern: Ich bin ein WEICHEI!!
Ich bin nicht sonderlich hysterisch, habe 5 Geburten mit 4 lebenden Kindern überlebt ohne großes lamentieren. Eher unter dezentem Fluchen, wobei „dezent“ stark untertrieben ist: von manchen Kraftausdrücken wusste ich selber nicht mal, dass ich sie kannte. Aber was erreicht man nicht alles unter richtigen Schmerzen: alle wohlbehalten auf der Welt gelandet. Ich kann lebende Schlangen, Schneckenschleim, Spinnen und Zecken anfassen ohne vor Ekel auszurasten, kann Leuten, die sich übergeben müssen die Schale halten, den Inhalt, sollte er dummerweise nicht in der Schale gelandet sein, weg putzen, kann tote Tiere von der Straße abkratzen, den Klobehälter vom Wohnwagen reinigen (was bleibt mir auch anderes übrig, ist ja mein eigener Wohnwagen), an menschlichen Leichen herumschnippeln (im Zuge meines damaligen Anatomiekurses), auch an Lebenden (nicht Leichen! Obwohl manche haben lebend mehr Ähnlichkeit mit Leichen als Leichen selber), um ihnen z.B. eine Verletzung zu erleichtern, Wasserleichen jeglicher Spezies, große Hitze ohne Kreislaufprobleme ertragen und üble Gerüche aushalten.

ABER ich kann NICHT: lebende Aale anfassen, Rosenkohl und schwäbische, saure Nieren essen!! Würg! Und ich kann keine Lebewesen töten! Nicht mal Zecken. Und da ist das Problem…

Die Brüter-Wüter und Naturbrut Küken sind nun bereits fünf Monate alt. Schon bald erkennt man, zumindest bei meinen Rassen (Ayam Cemani, Araucaner-Marans-Mixe, federfüßige Zwerghühner und Vorwerk-Teppich-Thermofix-Hühner), wer ein ganzer Kerl werden will und wer die Eier in die Kiste legt. Bei Menschen ist das ja eigentlich genau anders herum, da erkennt man eher, wer die Eier in der Büx……ok, lassen wir das. Jedenfalls sieht man bei manchen eindeutig, wer Hahn ist und wer nicht. Nun habe ich ja schon damals, bevor ich überhaupt Hühner angeschafft habe, meinem Bekannten Uwe das Versprechen abgerungen, dass er mir im Falle eines Falles diesen finalen Schritt abnehmen muss, da ich es einfach nicht kann. Diesen Dienst musste er mir direkt 4 Wochen nachdem die ersten Doofnasen einzogen erweisen, denn damals war gleich eine Henne sehr krank geworden und hatte keine Chance.

Nun ist die Wahrscheinlichkeit fast genauso zu berechnen wie ein Lottogewinn, dass man nur Hennen in seiner Brut heraus bekommt, daher muss man sich schon im Vorfeld Gedanken darüber machen, was aus den überschüssigen Hähnen einer Brut wird. Alle kann man ja leider nicht behalten. Obwohl besonderes ich das extrem bedauerlich finde, denn sie sind ja meistens besonders hübsch. Bei den Doofnasen sind insgesamt 6 Hähne rausgekommen. Pattex, das weiße Araucaner-Marans-Klebeküken, was nach dem Schlupf erst einmal gebadet werden musste, Luzifer, der schwarze wunderschöne Marans-Araucaner, mit Augen wie vom Teufel persönlich und einem anmutendem, eleganten Gang, der dem eines Gentlemans gleicht, Blacky, Ayam Cemani, der Hahn, der überall herum flitzt, in meiner Urlaubsabwesenheit auch auf der Straße herumturnte und sicher manches Mal zu übermütig war, der Kuschelhahn aus Kükenzeiten, der aber dann der Meinung war, er sei jetzt groß und müsse nicht mehr kuscheln und zwei Vorwerk Hähne, der eine mit einer Hüftdeformierung seit dem Schlupf und der andere, riesengroß, wunderschönes Federkleid, aber hektisch wie ein Eichhörnchen. Er flattert ständig herum, weswegen er den Namen „Aladin mit dem fliegenden (Vorwerk-) Teppich“ erhielt. Was ein Wortspiel! Total witzig. Nicht!

Nach der Rückkehr aus dem traumhaften Hitzeurlaub wurde mir schon auf der Fahrt per Whatsapp von „Modell Ehegatte“ mitgeteilt, dass der eine Vorwerk Hahn kaum noch laufen könne und er ihm deswegen das Futter in den Stall gereicht habe, er sei schon so mager. Sofort machte ich einen Termin bei Uwe, um ihn von seinem Leid zu erlösen. Also den Vorwerk Hahn. Nicht Uwe. Der klagte mir nämlich auch gleich sein Leid mit seiner Arthrose-Hüfte und dass er vollstes Mitleid mit meinem Hahn habe. Aber einen Uwe kann man nicht deswegen einfach schlachten. Und besonders ich hätte immens was dagegen. Tochter1 wollte unbedingt mal mit zu Uwe kommen. Ich erklärte ihr, dass es aber nicht gerade der Besuch mit dem erfreulichsten Hintergrund sei. Die Neugier siegte. Nach dem der Vorwerk Hahn von seinem Leiden erlöst und friedlich in der undurchsichtigen Tüte an meiner Hand baumelte, versuchte Uwe erneut mich zu überreden.

Uwe: „Chrissi, Du musst das ja mal selber lernen. Ich bin ja nicht ewig am Leben (er ist bereits über 70) und wer soll das denn dann machen?“
Tochter1 noch etwas benommen: „Ich könnte das auch nicht!“
Ich: „Deswegen musst Du gaaanz lange leben! Eher höre ich mit der Hühnerhaltung auf, als dass ich das selber machen kann.“
Uwe: „Ach Quatsch…!“

Uwes Mama taucht auf. Ja, richtig gelesen! Uwe hat noch eine lebende Mutter, die 93 Jahre alt ist, fit wie ein Turnschuh und sich komplett selber versorgt. Sie wohnt mit auf dem Hof bei Uwe und seiner Frau und sorgt sich auch noch um ihren kleinen Vorgarten, der immer tadellos aussieht. Ab und an schlachtet ihr Uwe eine Taube, denn sie meint, das sei die richtige Portion an Fleisch für eine alte Frau. Sie ist lediglich ein wenig schwerhörig und man muss sie eher anschreien, wenn man sich mit ihr unterhält.

Uwes Mama: „Ach Chrissi, das ist ja schön, dass Du mal wieder vorbei kommst. Muss Uwe Dir wieder ein Huhn schlachten?“

Schön, wenn einem der Ruf voraus eilt, besonders so einer mit Tötungsabsichten als Hauptgrund.

Ich schreie: „Ja, leider! Ich habe hier einen Hahn, der kann überhaupt nicht mehr laufen und ist total abgemagert gewesen!“ Vorsichtig schlenkere ich die Tüte mit dem soeben Verblichenen.
Uwes Mama: „Ach der Arme! Aber hilft ja nix wenn er krank war! Ich konnte auch nie ein Tier töten. Das hat immer mein Mann gemacht (Uwes Papa). Wir hatten damals immer Schlachttage und da habe ich alle Hühner und Tauben gerupft und ausgenommen. Aber ne, schlachten kann ich die nicht selber! Uwe, ich könnte mal wieder ein Täubchen vertragen?“

Kurz blitzt eine liebevolle Kindheitserinnerung in mir auf, wie ich damals mit meiner Oma gemütlich im Keller saß und Fasane und Kaninchen, die mein Opa geschossen hatte, rupfte, abzog und ausnahm. Ich erinnerte mich daran, dass die Wildtiere extrem unangenehm gerochen haben. Gegessen habe ich dann Nudeln mit Tomatensauce. An Uwe gerichtet schreie ich:

„Ach sooo??? Deine Mama ist ja wie ich! Aber ich soll das lernen, oder wie?“
Uwe: „Na toll, Muddern, fall mir noch in den Rücken!“
Uwes Mama: „Na, was wahr ist, ist wahr! Du kannst das ja sehr gut!“
Ich grinse Uwes Mama verschwörerisch an: „Da hast Du absolut recht!“

Eine Woche später stehe ich etwas planlos im Hühnergarten herum. Hinter mir ertönt plötzlich ein Geräusch, als blase jemand in eine verrostete Trompete oder Blechdose. Verwirrt drehe ich mich um. In einer kleinen Entfernung steht Luzifer und starrt mich an. Er beugt sich nach vorne und erneut ertönt das merkwürdig blecherne Geräusch. Sein erster Krähversuch! Ich beginne mich zu biegen vor Lachen. Kaum, dass er seine Krähversuche beendet hat, kommt aus dem Gebüsch neben ihm der Ayam Cemani Hahn Blacky angefetzt und es beginnt eine wilde Rauferei. Der Ex-Kuschelhahn kommt angerannt und mischt sich ein, aus dem Carport erscheint Pattex und plustert sich ebenfalls auf. Es wird sich gegenseitig gekloppt, der Staub wirbelt auf und die Federn fliegen nur so durch die Gegend. Ich hole einen Besen und gehe dazwischen. Immerhin beeindrucke ich noch und sie hören auf. Eine Stunde später beobachte ich Luzifer, wie er Lotti, die kleine, zutrauliche federfüßige Zwerghenne besteigt. Sie bricht unter seinem Gewicht zusammen (er ist mehr als doppelt so groß) und kann sich gerade so unter den Aufzuchtstall retten. Ich hole mein Handy und schreibe Uwe eine Whatsapp Nachricht.

An Tag X verteile ich Würmchen im Gehege, schließe die Tür und greife mir einen pubertierenden Hahn nach dem anderen. Mit 4 Hähnen im Obi-Karton treten wir die finale Reise an. Unterwegs bekomme ich richtig schlechtes Gewissen.

Chrissis Teufel auf der linken Schulter: „Naaa? Jetzt sind sie dran die Krawallnudeln. Und Du bist schuld!“
Chrissis Engel auf der rechten Schulter: „Es ist das Beste. Wenn Du sie inserierst, will sie eh keiner haben und wenn sie einer nimmt, schlachtet er sie selber für sich für umsonst. Dann kannste sie auch selber verwerten. Außerdem sind die Hähne viel zu groß für die Zwerghühner.“
Chrissis Teufel: „Aber sie haben alle Namen! Guten Appetit, heute gibt es Pattex als lecker Braten an Orangensauce! Wird bestimmt ein Festschmaus!“
Chrissis Engel: „Ach Quatsch! Die sind nicht umsonst gestorben und schmecken bestimmt himmlisch gut. Sie sind die biologischsten Hühner weit breit!“
Chrissis Teufel: „Jaja, war klar, dass so eine Aussage von Dir als göttlicher Flügelträger kommen musste! Trotzdem ist ihr Leben beendet und das ist der Punkt!“
Chrissis Engel: „Darf ich Dich erinnern, dass Du ebenfalls ein Flügelträger warst und von Gott verbannt wurdest, weil….“
Ich rufe laut dazwischen: „Schluss jetzt! Es gibt nun mal keine andere Möglichkeit momentan. Und außerdem muss ich das alles mal mitmachen….“
Aus dem Obi Karton im Kofferraum, vierstimmig: „War was?“

Ich versuche noch einen letzten kläglichen, erfolglosen Vermittlungsversuch an Uwe, kurze Zeit später fahren 4 noch warme, leblose Körper und eine von schlechtem Gewissen und Schuldgefühlen geplagte Hühnerbesitzerin wieder nach Hause, um die Nacharbeiten zu tätigen.

Bevor ich starte, gieße ich mir extra ein Glas Rotwein ein, den ich sonst kaum noch konsumiere. Irgendwie muss frau sich Mut antrinken. Früher war Oma dabei. Nun stehe ich alleine davor. Selbst das vorlaute „Modell Ehegatte“ (O-Ton: Jaaa, ich schlachte sie Dir und rupfe mit) macht beim Anblick der kopflosen Hähne einen Rückzieher und verkrümelt sich auf die Couch. Muschi! Also pfusche ich mir eine „Rupfhängevorrichtung“ auf Anraten von Uwes Frau Monika auf der Terrasse zurecht und befolge auch sonst ihre wertvollen Tipps. Es klappt tadellos und meine Laune bessert sich. Nun habe ich den Anspruch an mich selbst eine „erstklassige Ware“ abzuliefern. Der Wein schmeckt auch immer besser. Für das Ausnehmen fehlt mir im Grunde ein geeignetes Messer, mein großes, super scharfes Fleischer-Lieblingsmesser ist wirklich beinahe zu groß. Ich wünschte mir mein Skalpell aus der Uni herbei, mit dem ich sicher ein erstklassiges Präparat abgeliefert hätte. Die „Ausnehmerei“ eines kleineren Ayam Cemani Hahnes habe ich mir leichter vorgestellt. Selbst meine Hand passt kaum in den kleinen Körper herein. Aber auch da, alles heile, alles sauber.

Ich gucke auf die Uhr: 1.00h nachts! Mein Rücken beschwert sich, er weiß anscheinend als einziger wie spät es tatsächlich ist. Alle Hähne sind küchenfertig und sehen aus wie gekauft. Ich wiege sie sicherheitshalber nochmal. 1,4kg bringt der größte auf die Waage. Erstaunlich! Ich bin froh, dass ich die nackten Hühnchen nicht mehr zuordnen kann. Außer Blacky, den Ayam Cemani Hahn. Er ist halt schwarz. Ich verpacke alle sauber in Tiefkühltüten und lege sie in unsere Truhe. Die Flasche Rotwein ist fast alle. Das rächt sich am nächsten Morgen an meinen Gelenken!

„Hihihi, kommt davon!“, kichert der Teufel auf meiner linken Schulter.
„Jaja, lass mich in Ruhe!“ antworte ich genervt.

Am nächsten Morgen schenke ich Nachbarin hinten einen Hahn.

Fazit: Wenn man sich Hühner anschafft, gehört auch die Überlegung dazu, was mit den Tieren im Krankheitsfall und bei Nachzuchten passieren soll. Manche stecken Unsumme in Tierärzte und verkaufen, oder verschenken die Hähne. Andere nutzen nicht nur ihre Eier, sondern auch das Fleisch. Alles andere, wie z.B. Aussetzen, ist illegal! Aber entscheidend ist, egal für welche Variante man sich entscheidet, dass man verantwortungsvoll und artgerecht mit den Tieren umgeht.

PS1: Ich konnte mich noch nicht durchringen, den ersten zu verspeisen. Ist aber auch aktuell zu heiß für opulente Braten.

PS2: Uwe fragt, ob ich nicht noch eine „Charge Hähne“ aufziehen wollte. Das habe ja super geklappt, nachdem ich ihm die Nacharbeiten bildlich dokumentiert habe. Wir drei, Teufel links, Engel rechts und ich mittendrin sagen definitiv NEIN für dieses Jahr!

PS3: Seit die vier Randalierer weg sind, ist die übriggebliebene Herde wesentlich harmonischer geworden.

PS4: Aladin mit dem fliegenden (Vorwerk) Teppich ist nur deshalb noch am Leben, weil er abgehauen ist und sich nicht in die Voliere getraut hat. Zur Zeit ist er sehr lieb, hängt mit Obi und seiner Vollschwester ab und darf solange bleiben, wie er ruhig und lieb ist.

Einen gewissenhaften Tag wünsche ich Euch!🌞



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