Wenn Kinder sich in den Ferien langweilen, muss man sich als Eltern was einfallen lassen. Viele fahren daher in den Urlaub. Das können sich aber natürlich nicht alle leisten und jede freie Minute in den Ferien muss man auch nicht unbedingt wegfahren. Das Wetter ist auch noch ein Faktor, warum man in den Herbstferien eher zu Hause auf der Couch kuschelt als draußen im düsteren Nieselwetter herumstapft. Irgendwann kommt aber mal der ein oder andere Sonnentag und somit entscheide ich, dass sämtlich Medien, Handys, Daddelgeräte auch mal einen Tag Urlaub benötigen und erkläre feierlich: Lass uns in den Tierpark fahren!
Sohn2: „Äh, ne, ich bin doch mit Max verabredet. Zum Übernachten!“
Sohn1: „Yeeahh! Dann kann ich mit Tom einen entspannten Tag verbringen, wenn Sohn2 nicht da ist! Tierpark ist was für Babys, Mama!“
Tochter2: „Pffhhh, dann gehe ich mit Mama eben alleine in Tierpark! Ich will unbedingt in die Streichelabteilung, Rehe füttern!“
Ich: „Why not? Dann will ich mir da die Hühner angucken!“
„Modell Ehegatte“: „Ich muss arbeiten!“
Was habe ich mir früher ein Bein ausgerissen, wenn es darum ging in den Zoo oder Tierpark zu gehen. Ich war immer schon „etwas“ Tierfanatisch. Tochter2 und ich packen also alles zusammen und fahren los. Auf der Fahrt kommen wir in einem Dorf an einer Biohühnerfarm vorbei. Von da kamen die Eier, die ich früher gekauft hatte, bevor die Doofnasen bei uns einzogen. Es waren mit anderen sogenannten Bio-Eiern verglichen, die besten die man kaufen konnte, geschmacklich gesehen. Die Sonne scheint herrlich vom Himmel und die Auslauffläche der Hühnerherde ist bevölkert von braunen Legehennen. Es gibt drei riesige Auslaufflächen und drei Ställe, die räumlich auf dem großen Feld etwas voneinander getrennt sind. Sonst ist da nichts weiter als Natur. Der eigentliche Hof ist 1km weiter im Dorf. Ich sehe die Versorgungseinfahrt und mache eine halbe Vollbremsung. Tochter2 erschrickt sich und schreit auf.
„Maaaaaaaa! Was machst Du da???“
Ich: „Ich finde, wir besuchen jetzt mal Biohühner! Die wollte ich mir immer schon mal aus der Nähe angucken! Außerdem muss man da keinen Eintritt zahlen, hihi….“
Wir steigen aus und wandern den Acker entlang neben dem Stall zu einem einfach gesteckten doppelten Hühnerzaun. Der innere Zaun ist an ein Elektrogerät angeschlossen. Unter den typischen Wellblechiglus suhlen sich etlichen Hühner genüsslich im Staub. Viele Hähne, die unter den Hennen auffallen, da sie fast weiß sind, passen auf ihre Mädelsschar auf, dass sie kein Opfer der „Luftwaffe“ werden. Die besagte „Luftwaffe“ sehen wir an der entfernten Waldkannte. Greifvögel drehen ihre Runden und gleiten lautlos auf unsichtbaren thermischen Wellen über die weite Ebene. Unzählbare viele Hühneraugen glotzen uns neugierig an. Es sind ausschließlich Lohmann Hennen, extra gezüchtet zur Eiproduktion.
Ich: „Naa?? Könnt Ihr eigentlich auch sprechen?“
Huhn1: „Na klar! Wer seid Ihr denn?“
Huhn2: „Genau, wer seid Ihr denn?“
Huhn3: „Genau, wer seid Ihr denn?“
Huhn4: „Genau….“
Hahn1: „Kikerikiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!“
Ich: „Boah, Danke, mein Ohr! Du bist wie mein Hahn Obi, immer dann krähen, wenn man schön nah dran ist!“
Hahn1: „Klar, sonst hört Ihr das ja nicht! Hast Du Obi dabei?“
Huhn1: Hast Du was leckeres zu Fressen dabei?“
Ich: „Nein, leider nicht. Ich war gar nicht darauf vorbereitet Euch zu besuchen…“
Tochter2: „Mama, Du musst nicht mit jedem Huhn reden, was Dir über den Weg läuft!“
Ich: „Warum denn nicht? Auch die Legehybriden antworten einem, wie Du siehst! Und guck mal, die sehen auf den zweiten Blick auch nicht alle gleich aus!“
Ich gucke auf den Boden in ihrem Auslauf. Da ist nicht ein Atom Grünes mehr. Genau wie bei den Doofnasen in ihrem Hühnergarten. Zu meinen Füssen wächst Gras und Vogelmiere. Ich rupfe ein kleines bisschen ab und werfe es ihnen zu. Zuerst erschrecken sie sich und flattern auseinander. Dann macht die mutigste Henne einen Schritt auf das Grüne zu und probiert. Sofort wuseln die Umstehenden dazu und schnappen das bisschen Grün in Bruchteilen von Sekunden weg.
Huhn1: „Meeeeeehr, bitte noch was!“
Huhn2: „Au ja, meeeehr, bitte!“
Huhn3: „Ohh jaaa, meeehr!“
Ich: „Maaann, is ja gut, warte….“
Ich rupfe noch etwas Grün und werfe es ihnen zu. Unterdessen sehe ich Tochter2, wie sie ebenfalls mit den Hühner über den Zaun kommuniziert. Sie fängt an am Zaun entlang zu joggen und hunderte Hühner kriegen plötzlich auch die Rennerei und verfolgen sie auf ihrer Seite. Ich lache mich kaputt, das sieht einfach zu komisch aus. Und weil einfach ALLE Hühner gleich neugierig sind. Ich gucke mir die Tiere genauer an und finde, dass sie einen gesunden Eindruck machen. Feuerrote Kämme und Kehllappen, ihr Gefieder glänzt in der Sonne und ich sehe keine erkennbaren Krankheiten. Eigentlich könnte man sagen, hier laufen glückliche Hühner herum. Leider ist ihre Lebenserwartung gering. Lässt ihre Legeleistung nach 1 ½ bis 2 Jahren nach, werden sie geschlachtet. Sie tun mir leid, aber immerhin hatten sie offensichtlich ein besseres Leben als Masthühner und Stallhühner in Massentierhaltung. Wir versuchen noch ein Bild durch die Lüftungsbleche zu erhaschen. Bei genauerem Aufziehen des Fotos erkennt man eine Henne, die neugierig in die Kamera guckt und neben ihr liegt ein Ei. Auf der Rückfahrt später am Abend ist der Stall innen beleuchtet und die Hühner lautstark am Sabbeln. Und futtern. Was sonst.
Ich, zu der Henne im Stall durch das Gitter: „Huhu! Cool, super, hast Du ein Ei gelegt?! Feiiiin!“
Tochter2: „Mamaaa!! Voll peinlich!“
Später im Tierpark sind die meisten Tiere recht aktiv aufgrund des schönen Wetters. Wir gucken uns die Wolfsvorstellung an. Ich finde Wölfe einfach faszinierend. Dadurch, dass die Betreuerin sich ins Gehege zu ihren Handaufgezogenen Polarwölfen setzt, sind die Tiere aufgweckt, schlecken an ihrer Ziehmama herum, spielen miteinander und sind recht nah an der Scheibe für gute Fotos. Später liegen sie wieder faul und reglos auf ihrem Hügel. Ich muss unweigerlich an Hund zu Hause denken, der auch nur faul rumliegt und genauso groß wie ein Wolf ist, aber viel dickere Pfoten hat. Wenn man den Schrank zu seiner Futtertonne öffnet, erwacht das faule „Deko-Objekt“ plötzlich zum Leben. Er stammt eindeutig vom Wolf ab!
Bei den Stachelschweinen wohnt ein weißer Waschbär. Eine Eselstute hat ein zehn Tage altes Fohlen bekommen. Ich zahle beinahe mehr für Wildparkfutter, das Tochter2 im Streichelgehege unter das Rehvolk verteilt, als Eintrittsgeld. Wir steuern entlang der Eulen und Greifvogelabteilung, an Nandus mit Nanduküken, die schon klein so groß sind wie Hund im Sitzen, vorbei an meinen geliebten Wölfen, hin zur Hühnerecke. Die haben dort einen Stall wo Tauben, Hühner, Puten und Fasane zusammen leben. Die einzelnen Nester im großen Hühnerhaus sind aus Holz und an jedem steht ein Name. Falls man also noch Namen für seine Hühner sucht, wie Gudrun, Fifi, Clara, Uschi, etc., kann man sich dort perfekt Anregungen holen. In einzelnen Schauställen hinter Glas sind Hühner unterschiedlicher Entwicklungsstadien zu sehen. Im letzten stehen zwei (Heka) Brüter. In einem Brüter sind bereits Eier angepickt. Eine Schautafel zeigt die unterschiedliche Brutzeit verschiedener Vögel. Anstelle einer Wärmeplatte befinden sich in den Kinderstuben Rotlichtlampen. Wie alle Küken, tummeln sie sich in den Futtertrögen oder schlummern unter der Rotlichtlampe.
Tochter2: „Süüüß! Guck mal Mama, da sind klitzekleine Wachtelküken drunter! Wann machst Du denn nochmal den Brüter an?“
Ich: „Äh, erst wenn welche das Zeitliche gesegnet haben?“
Tochter2 enttäuscht: „Das kann ja noch total lange dauern…“
Ich: „Aber wir haben zurzeit genug Hühner! Außerdem sind die Doofnasen ziemlich verwöhnt. Wehe es gibt mal keine Zusatzschüssel mit lecker Futter, dann turnen die sofort in Nachbars Garten herum. Guck mal da, die haben ja auch einen Ayam Cemani Hahn!“
Tochter2: „Oh und ein Brahma Huhn!“ An so einer Aussage erkennt man die Hühnerfachleute!
Ich: „Waaaas? Guck mal da!! Die sieht aus wie unsere Fia?“
Die Fia-Doppelgängerin (ebenfalls Ayam Cemani) kommt an den Zaun.
Fia-Doppelgängerin: „Na??? Da staunst Du?!“
Ich: „FIAA???? Du kannst doch unmöglich hier sein??“
Fia-D.: „Wieso nicht?“
Eine braune Henne kommt neugierig dazu. Sie versucht in meinen Finger zu picken durch den Zaun. Ich bemerke, wie mich andere Parkbesucher mitleidig anlächeln, weil ich an dem kleinen Mäuerchen zu dem Hühnerauslauf kauere und mit der Fia Doppelgängerin und der braunen Henne spreche. Tochter2 steht noch bei den Wachtel-Miniküken und schmilzt vor sich hin.
Braune Henne: „Kennt Ihr Euch?“
Ich, völlig verstört über diese unglaubliche Ähnlichkeit: „Äh, eigentlich nicht! Doch, ja, sie ist meine Henne….äh….also nee, eigentlich kann das ja gar nicht sein….also…äh….“
Braune Henne: „Bist Du verrückt?“
Ich: „JA! Definitiv!“
Auf dem Rückweg kaufen wir uns noch einen Café in dem Tierparkeigenen Restaurant. Ich Umweltjunkie habe auch extra immer und überall meinen eigenen Thermobecher dabei, da ich ja an keinem Café-Kaufstand vorbei gehen kann, ohne mir meine „Droge“ zu kaufen. Manche Caféstände verkaufen einem den Café günstiger, wenn man seinen eigenen Becher dabei hat. Zum Beispiel einer am Frankfurter Bahnhof. Aber das gehört hier nicht zum Thema. Zurück zu Hause gucke ich sofort nach den Doofnasen, speziell nach Fia. Sie guckt mich grinsend an.
Fia: „Na, war schön im Tierpark??“
Ich erstarre: „Woher weißt Du…..??“
Fazit: Auch als Erwachsene mit nur einem Pubertier kann man einen tollen Tag im Tierpark genießen. Und der Tag war wirklich fantastisch. Besonders der Café!
PS1: Fia neigt zu Geheimnistuerei. Ich hätte schwören können, dass sie mit im Tierpark war…
PS2: Wer mal im Norden ist und auch in diesen schön angelegten Tierpark mit Greifvogelshow, einem herrlichen Parkgelände und einem neu eröffneten Baumwipfelpfad gehen möchte: Wildpark Lüneburger Heide. (Garantiert unbezahlte Werbung, eher hundert Prozentige Überzeugung was schön ist)
PS3: Wer kann mir sagen, welcher Rasse das braune Huhn Tierparkhuhn angehört?? Es hat so schöne dunkelbraune Augen! #verliebt#
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