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09.02.20

Die Doofnasen Family ~ Tiere sind gut für die Seele


Neulich klingelt es an der Haustür und eine Freundin steht auf der Matte. Mit einer außergewöhnlichen Frage. Die Frage ist allerdings bei näherer Analyse nicht mehr ganz so außergewöhnlich, wenn man ihre Hintergründe kennt.
„Chrissi, ich würde mir zu gerne einen Hund anschaffen! Was sagst Du dazu?“

Es ist eine Frage, die man abgewandelt genauso gut einem ausgehungerten Löwen hätte stellen können, in dem man ihn fragt, ob er einen frischen Wildschweinschenkel haben wolle. Oder ein kleines Mädchen, ob sie jetzt ein echtes Pony haben möchte, was sie sich schon seit Jahren wünscht. Oder einem Autoverrückten seinen Traum-Ferrari anbietet. Oder…oder…

In dem Fall ist es so, dass ausgerechnet ich die unfähigste Nein-Sagerin unter dem Mond bin, wenn es darum geht sich ein Tier anzuschaffen. Aber manchmal kann ich auch rational denken. Sich einen Hund anzuschaffen hat natürlich eine andere Tragweite als sich zum Beispiel einen Hamster zuzulegen. Oder Hühner. Beide leben in der Regel nicht so lange und sind im Unterhalt nicht so teuer wie ein Hund oder Pferd. Andere Leute müssen das für sich genauso gut wissen, wie ich für meine Tiere (Pferde, Hund, Hühner, Kinder, Ehegatte!)

Warum die Frage nun so außergewöhnlich ist, liegt daran, dass die Freundin an Krebs erkrankt ist und sich nach der üblichen Therapie-Arie zurzeit besser fühlt. Leider weiß man bei der blöden Krankheit nie so genau, wie lange man sich besser fühlt. Fühlt man sich besser, weil man geheilt ist, oder fühlt man sich besser, weil es gerade pausiert und man sich deswegen besser fühlt? Und man weiß auch nie genau, dass die Lebenszeit die einem bleibt, noch dieses Jahr, vielleicht noch 2, 5, 10 oder 40 Jahre betragen kann. Auch in ihrem Fall. Die Frage lautete also genau genommen: „Wenn ich mir einen Hund anschaffe und in 1 oder 2 Jahren sterbe, oder oft im Krankenhaus liegen muss, würdest Du den Hund dann nehmen? Auch im absolut schlimmsten Fall, für immer, sollte mein Mann mit den drei Kindern nicht in der Lage sein, sich auch noch um einen Hund zu kümmern?“ Der Zeitraum, der für dieses Anliegen in Frage kommt, richtet sich hier nach der voraussichtlichen Lebenserwartung des Hundes. Ich finde es weise darüber nachzudenken. Sich nicht wissentlich einfach egoistisch einen Hund anzuschaffen, der dann schlimmstenfalls drei Jahre später im Tierheim landet, weil Herrchen verstorben ist.

Ich überlegte kurz. Nur ganz kurz und sagte dann ja! (im fortgeschrittenen Alter brauchen die Hirnleitungen manchmal ein bisschen länger eine Informationsweiterleitung inklusive Verarbeitung zu bearbeiten und im Anschluss ein Ergebnis auszuwerfen!) In dem Augenblick kam Modell Ehegatte aus dem Büro und er musste auch gefragt werden. Wir leben ja schließlich hier in einer großen WG mit den 4 Kindern, dem eigenen Hund und den Hühner hinterm Haus. Auch er sagte ohne große Umschweife ja! Das war also geklärt, nun ging es um die Rasse des Hundes. Sie hatte sich schon zwei Labrador-Anzeigen ausgeguckt. Trotzdem blieben ihr Restzweifel, diesen großen mitunter auch anstrengenden Schritt zu wagen, sich einen Welpen ins Haus zu holen.

Meine Denkweise dazu ist eigentlich Berufs- und erfahrungsbedingt ganz einfach. Tiere sind ein unglaubliche guter Therapie Partner. Manch eine Tiertherapie hat mehr erreicht, als bergeweise Medikamente in einen Patienten reinzustopfen. Und das ohne Nebenwirkungen. Hunde und Pferde werden oft als Therapietiere eingesetzt, da sie meist freundliche, dem Menschen zugewandte Wesen sind, flauschiges, weiches Fell besitzen (gut für die Sensomotorik, schlecht für Fleecejacken und Polstermöbel!) und eine unglaublich positive Wirkung auf die Psyche des Patienten haben. Erholt sich die Seele, verbessert sich häufig auch der restliche physische Zustand. Und deswegen würde ich stets dafür plädieren. Es gibt allerdings Ausnahmen. Ist jemand zum Beispiel hochgradig allergisch gegen Katzen, würde ich ihm davon abraten, sich ausgerechnet eine Katze anzuschaffen. Wie ich selber zum Beispiel. Ich hab dafür Hühner, die Doofnasen. Da kann ich sogar noch deren „Nebenprodukte“, ihre Eier konsumieren. Was natürlich auch nicht heißt, dass sich jeder Hühner anschaffen soll.

Kurzum, fuhr die Freundin noch am selben Tag in unseren Ort sich einen braunen Labbi-Welpen anzusehen. Es gab mehrere Bewerber und sie wurde nicht ausgewählt. Die zweite Adresse bedeuteten 2 Stunden Autofahrt von uns aus. Wieder kamen ihr Zweifel, ob das eine so gute Idee sei mit dem Hund. Ich bestärkte sie hinzufahren. Was könnte denn passieren? Schlimmstenfalls fährt sie ohne Hund nach Hause. 4 Stunden später war ein cremefarbener 10 Wochen alter Mini-Labrador eingezogen!

Zwei Wochen später spazierte ich mit unserem Chill-Hund bei ihr vorbei, um die beiden Vierbeiner miteinander bekannt zu machen. Unser Hund ist mit Welpen unendlich geduldig (er ist nebenbei erwähnt auch als Therapiehund bei meiner Arbeit im Einsatz) und so tollten die beiden im Garten herum, bis Baby-Hundi schlicht und ergreifend nicht mehr konnte. Er schlief nach dem Besuch stundenlang. Meine Freundin zog ein erstes Fazit: „Der Kleine ist einfach unfassbar lieb und passt so gut zu uns. Er war nach 2 Tagen weitestgehend Stubenrein und verträgt sich mit den beiden Katzen. Und ich selber habe 2 Wochen überhaupt nicht über meine Krankheit nachgedacht!“

Letzeres kursierte noch den gesamten Rückweg in meinen Gedanken herum. Die Therapie ihrer Seele hat schon begonnen. Auch wenn ich den kleinen Welpen am liebsten sofort mitnehmen würde, hoffe ich inständig, dass ich ihn nie mitnehmen muss!




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