Im Winter hängt man ja witterungsbedingt nicht ganz so viel
mit seinen „Outdoor Tieren“ ab, wie im Sommer. Ich bin zwar jeden Tag bei
meinen beiden Pferden und versuche ihnen zu erklären, dass ein bisschen
Bewegung mehr als drei Meter jenseits der Heu Raufe ihrer Verdauung bekömmlich
und dem allgemeinen Fitness Zustand dienlich ist. Davon wollen sie aber meist
nichts wissen. Ich hätte ihnen genauso gut erklären können, dass da hinten an
der Ecke der Pferderipper auf sie wartet, die Motivation mitzukommen wäre
identisch. Der Einzige, der stets motiviert ist raus zu gehen, ist der Hund.
Erstaunlich, liegt er doch sonst nur wie ein Deko Eisbärenfell irgendwo in der
Gegend herum und pennt.
Mein Hühner TV Stuhl reizt mich zurzeit auch nicht wirklich.
Eher meine Blase, sollte ich bei den niedrigen Außentemperaturen zu lange
darauf hocken. Nun macht er seinem Namen alle Ehre, denn die Doofnasen nutzen
ihn wesentlich häufiger, um in die Küche zu gucken als umgekehrt. Deswegen ist
er für menschliche Hinterteile eher unbrauchbar, denn die Ausscheidungen der
Doofnasen auf der Sitzfläche sind festgefroren und laden nicht zum Verweilen
ein. Wegmachen ist auch unnötige Kraftanstrengung und kann bis Frühling warten.
Ich beschließe einen ausgiebigen Rundgang durch das Doofnasenreich zu drehen,
bei der Gelegenheit gleich mal wieder alles gründlich sauber zu machen. Den
Spachtel nehme ich auch gleich von vorneherein mit. Aus triftigen Gründen in
der Vergangenheit, grins…
Elfriede: „ Wo gehst Du hin??“
Diese Frage bekommt man als Mutter eines Kindes bestimmt
20mal am Tag gestellt. Da ich ja nun 4 von der Sorte habe, kann man sich
ausmalen, dass man eigentlich schon grenzwertig therapiebedürftig in „der
Geschlossenen“ eingewiesen sein müsste, da außerdem des Öfteren das Gefühl aufkommt,
sich in einer Zeitschleife zu befinden. Erst Recht wenn die eigenen Doofnasen
auch noch so anfangen. Ich vertrete ja die Ansicht, dass Hunde, Pferde, Hühner
und Kinder total viele Ähnlichkeiten haben. Ich glaube ja, der Sinn des Lebens
einer Mutter besteht exklusiv darin, alles ewig zu wiederholen, damit beim
Nachwuchs (gilt im Übrigen auch für die dusseligen Pferde, Hund und „Modell
Ehegatte“. Besonders „Modell Ehegatte“, stöhn…) am Ende des Lebens vielleicht
ein klitzekleiner Lebens Tipp hängen geblieben ist? Zum Beispiel (für Jungs)
„Erst spülen, wenn man von der Toilette aufgestanden ist. Sonst gratis
Körperteilwaschung“ und (Mädchen) „Lange Haare NICHT über brennende Kerzen
halten! NIE!“, oder „Modell Ehegatte“ „Rotzfahnen kommen nicht in den gelben
Sack, weil Deine Rotze nicht wiederverwertet werden kann“! JEEEDES Mal kommt
dann prompt die Gegenfrage: „warum eigentlich nicht?“ Kann doch nicht so schwer
sein, das beim ersten Hinweis zu lernen? Offenbar schon? Ok, ok, ich schweife
ab, zurück in den Doofnasengarten. In der Regel antworte ich auf dieses
magische oben gestellte Frage mit einer dämlichen Antwort: „Weit weit weg!“
oder „Nach Afrika! Das ist es wärmer als hier!“ Ich bin dann mal nett zu den
Doofnasen.
Ich: „Ich will mir hier mal Euern Garten angucken. Naja,
also Garten kann man das ja gar nicht mehr nennen. Ist eher eine Erdfläche…“
Charly: „ Hier wächst auch echt nix mehr. Kannst Du nicht
mal wieder Gras mitbringen?“
Ich denke wieder in eine völlig falsche Richtung und sehe
sie wieder mit Joint im Kreis sitzend, diesmal mit Schal und Mütze am
Lagerfeuer: „Leute, es ist Winter. Selbst im Wald und bei den Pferden ist das
Gras raspel kurz und meistens tiefgefroren. Das ist nicht gesund wenn ihr… habt
Ihr etwa den Efeu gefressen??“ Ich erstarre! Der gesamte Efeu hinter dem
Hühnerhaus am Hang ist kahl, nicht ein einziges Blatt.
Mathilda: „ Jo, war ja nichts anderes da. Das ist zwar nicht
wirklich lecker gewesen, war Zierefeu, aber in der Not frisst der Teufel
Fliegen!“
Ich schnauze sie an: „Was hast Du eine Ahnung von Zierefeu
und vom Teufel? Ist doch egal welcher Efeu, der ist giftig für Pferde und
Hühner! Ich dachte, Ihr seid so schlau und wisst, bereits im Ei vorinstalliert,
was Ihr fressen dürft und was nicht. Dann dürft Ihr Euch auch nicht wundern,
wenn Ihr Durchfall bekommt! Außerdem, ich schleppe hier jeden Tag lecker
Zusatzfutter für Euch raus, was denkt Ihr Euch eigentlich? Und Körner habt ihr
immer jederzeit vorrätig! Boah….“
Obi: „Das Frischfutter ist ja spätestens Mittags alle!“
Ich: „Duuu wartest ja auch bis mittags bis die Tussis hier
vollgefuttert sind, also beschwer Dich mal nicht! Bist ja selber schuld! Dann
musst Du halt Körner essen.“
Obi: „Du weißt genau, dass die mich doch gar nicht
ranlassen!“ Fragt sich in welcher Hinsicht? Aber das ist im Grunde auch egal,
er darf so oder so nicht ran, hihi!
Charly: „Ernsthaft Obi? Flenn hier nicht rum, ich bin halt
die unangefochtene Chefin!“
Obi: „Du bist immer fies zu mir…“
Ich: „Mann seid Ihr doof….“
Emma: „Aber uns ist langweilig, man findet ja außerdem
keinen Wurm mehr in dem harten Boden.“
Ich: „ Ist ja auch Wiiiiinter, da ist der Boden oft
hartgefroren…!“
Und ewig grüßt das Murmeltier….
Weiter oben im Gelände traue ich erneut meinen Augen nicht.
Es sieht aus wie in einem vulkanischen Gebiet. Krater tun sich alle 20cm
nebeneinander auf. Verdächtigerweise sehr nah am Zaun zu den Nachbarn. Fehlt
eigentlich nur noch die Lava. Wozu gucke ich eigentlich die Dokumentationen auf
den „Oma und Opa Sendern“ (gemäß der fachmännischen Aussage meiner
„lebenserfahrenen“ Kinder: arte, Phoenix, 3sat), wenn ich doch nur 50 Schritte
in den Garten machen muss und das live bewundern kann? Ich drehe mich um, und
gucke mein, immer 2cm hinter meinen Hacken hinterher tippelndes, extrem
unschuldig aussehendes Gefolge streng an.
Elfriede:“ Wahaas??“
Ich: „Wie genau kann es sein, dass da so große Löcher am
Zaun zu „Nachbar hinten“ im Boden sind? Da passt ja eine ganze Doofnase von
Euch gemütlich quer rein!“
Elfriede: „Ich war das nicht!“
Noch so ein Satz, der eine Mutter früher oder später in die
Zwangsjacke treibt. Täglich. 5-fach. Ach quatsch, die Tiere ja auch noch.
Charly: „Da am Zaun sind aber noch ein paar Würmer und wir
müssen die da schließlich rausholen…“
Klecki: „Ich hab da neulich einen ultra fetten Wurm
gefunden!“
Ingrid: „ Echt, der war wirklich cool, ich wollte ihr den
Wurm wegnehmen, da ist die einfach losgerannt und…“
Ich: „Ihr bekommt sogar von den Nachbarn Würmer, was wollt
Ihr eigentlich noch alles?“
Mathilda: „Jaja, aber die sind ja getrocknet. Frische,
lebende Würmer sind viel leckerer.“
Ich: „Auch noch Ansprüche an die Nachbarn stellen, ts ts ts.
Super, jetzt muss ich einen Spaten holen und das alles wieder zuschaufeln.“
Die Doofnasen bekommen glänzende Augen, denn wenn ich in
ihrem Bereich herum schaufele, finden sie das Weltklasse. Da sie ja extrem
verwöhnt sind, ist es natürlich tausendmal besser, wenn ich eventuell einen
Wurm raus schaufele, als wenn sie selber danach scharren müssen. Ich setze am
ersten Loch an und es ertönt nur ein metallisches „Bling“. Ich gucke verdutzt
runter. Der Boden ist so steinhart gefroren, dass es quasi unmöglich ist, die
Ränder abzuhacken, um die Krater mit Erde zu füllen. Just in dem Augenblick
frage ich mich, wie die Doofnasen es geschafft haben, solche Löcher bei diesem
Aggregatzustand des Bodens aufzukratzen? Ich versuche es immer und immer
wieder, aber es ist einfach unmöglich. Zu hart. Ich starre sie erneut an,
diesmal eher ehrfürchtig, misstrauisch. Wie zum Teufel habe sie es geschafft
diese Löcher in den harten Boden zu kratzen?
Elfriede: „Das war´s schon? Ich seh da nix…“
Ich antworte nicht und mir kommt gerade die Szene aus
„Jurassic Park“ vor mein geistiges Auge, wo die Raptoren mit ihren Krallen
gegen die Küchenschränke springen, um die Kinder zu fangen und sich dabei die
Metalloberfläche verformt. Ich starre den Doofnasen auf die Krallen. Ganz schön
ausgeprägt und groß, finde ich. Ist mir so noch gar nicht aufgefallen. Ich
entferne mich langsam rückwärts den Hang hinunter ohne sie aus den Augen zu
lassen. Mir wird mulmig.
Mathilda: „Was ist denn nun? Wolltest Du nicht weiter
machen?“
Ich: „Ooooch, Ihr könnt das viel besser als ich. Ihr seid da
sozusagen die Spezialisten….“
In angemessener Entfernung drehe ich mich um und renne
Richtung Haus. Ich fühle mich verfolgt und renne noch schneller. In letzter
Sekunde erreiche ich die Haustür und springe ins Haus. Mit lautem Knall
schmeiße ich die Tür ins Schloss.
Tochter2: „Äh, Mama, was machst Du da?“ Ungläubig guckt sie
durchs Seitenfenster raus als suche sie jemanden da draußen.
„Ich bin vor Urzeit-Monstern geflohen!!“
Fazit: Es gibt Fähigkeiten und ungeahnte Kräfte bei manchen
Hühnern, die nicht zu unterschätzen sind. Höhlengrabtechniken, Resistenzen
gegen Pflanzengifte, Kraftentwicklung ungeahnten Ausmaßes, etc. Vermutlich gibt
es durch die jahrelangen Zuchten auch Super-Mutanten? Das Supermutanten-Huhn
ist geboren! Und lebt in meinem Garten, schluck! Zum Glück gibt es ja Café zur
Nervenberuhigung!
PS1: Die Stollen bleiben jetzt bis zur „Permafrost
Schmelze“! Dann bringe ich Pferdemist mit, dann haben die Doofis genug zu
buddeln und sich zu beschäftigen. Dumm nur, dass die Pferde keine Würmer haben.
PS2: Den Efeu kann ich getrost abhaken, da wächst nichts
mehr. Macht aber auch nix, Efeu kann ganz schön nerven und hat mir vor dem
Einzug der Doofnasen seinerzeit beinahe das gesamte Gartenhaus zerstört.
PS3: Ein Schrei aus dem Esszimmer: da brennen noch die
Kerzen….
Einen nicht so harten Tag wünsche ich Euch!
Liebe Anja,
AntwortenLöschenehrlich, ich kann die Pferde verstehen, mir gehts genau so wie ihnen. ich beweg mich auch nur so weit wie ich muss *gg*
*lach* wie gut ich das kenne! Ich bin echt froh sind meine Kinder alles erwachsen, wobei Sohnemann noch hier wohnt, und da doch noch der ein oder andere Satz fällt den eine Mutter in die Klapse bringt. "Gleich" oder "Nachher"
Ich stell mir grade das Mutanten-Huhn vor... *gg* Mit Umhanf hahaha
Ich wünsch dir einen schönen Sonntagnachmittag und schick dir liebe Grüsse.
Alexandra
Guten Morgen,
AntwortenLöschenoja die Bewegung. Wenn ich nicht den Hund hätte, ich denke, ichwürdekein Gassie gehen :-D. Aber so, naja. :-)